Festgeld international denken! Geldanlage im europäischen Ausland

Deutsche Banken bieten nur geringe Zinsen aufs Festgeld. Europäische Banken im Ausland haben da mehr zu bieten. Welche Risiken Sie beachten müssen, erfahren Sie hier.

geldanlage im europaeischen ausland
Sie müssen Ihr Geld nicht im Inland anlegen. / © M.Dörr & M.Frommherz – stock.adobe.com

Wer sein Geld langfristig anlegen möchte, hat diverse Möglichkeiten mit unterschiedlichen Risiken. Dabei gilt in der Regel: Je höher der erwartete Gewinn, desto größer das Risiko für den Anleger. Wer sein Geld lieber sicher anlegen möchte und nicht auf große Gewinne aus ist, war bisher mit einem Festgeld-Konto gut beraten. Gerade deutsche Banken bieten darauf allerdings nur noch Mini-Zinsen.

Guthabenzinsen im Ausland höher als in Deutschland

Im Juni 2018 hat die Europäische Zentralbank mitgeteilt, dass der Leitzins noch mind. bis Sommer 2019 bei 0 % bleiben soll. Infolge dessen gewähren die Banken in Deutschland nur noch geringe Guthabenzinsen und legen teilweise sogar die Strafzinsen für die Einlagen auf die Anleger um.

Wer aber auf der Suche nach lukrativen Festgeld-Angeboten einen Blick über die Grenzen Deutschlands hinaus wagt, kann sich über höhere Zinsen und Renditen freuen. Dabei müssen sich Anleger keine Sorgen um die Einlagensicherung machen. Diese gilt nämlich für die gesamte EU.

Der Festgeld-Vergleich von Verivox zeigt, dass Deutschland im Ranking um die besten Festgeld-Angebote mit den anderen EU-Staaten nicht mithalten kann.

Um das zu verdeutlichen, hier ein Beispiel für eine feste Anlage von 10.000 Euro über einen Zeitraum von 2 Jahren:
(Stand 24.01.2019)

EU-LandQuellensteuerReduzierte QuellensteuerAnrechenbar im Rahmen der Steuererklärung in Deutschland
Belgien30 %0 %0 %
Bulgarien10 %5 %5 %
Griechenland15 %10 %10 %
Irland37 %0 %0 %
Kroatien12 %0 %0 %
Lettland20 %10 %10 %
Litauen15 %10 %10 %
Österreich25 %0 %0 %
Polen19 %5 %5 %
Portugal28 %5 %5 %
Rumänien16 %3 %3 %
Slowakei19 %0 %0 %
Slowenien5 %5 %5 %
Spanien20 %0 %0 %
Tschechien15 %0 %0 %

Einlagensicherung mit EU-weiter Gültigkeit

Auch wenn im gesamten Bereich der EU die Einlagensicherung von 100.000 Euro pro Person und Bank gilt, so sollte man hier doch differenzieren.

Für den Fall, dass die Bank die Einlagen nicht mehr auszahlen kann, steht der Staat in der Zahlungspflicht. In den meisten Fällen ist das auch unproblematisch. Aber bei fehlender Wirtschaftskraft kann der Staat dieser Pflicht unter Umständen nicht mehr nachkommen. Deshalb sollte man sein Geld nur in Ländern mit einer guten Wirtschaftslage fest anlegen.

Die drei großen Ratingagenturen Fitch, Moody’s und Standard & Poor’s haben die Wirtschaftskraft der Länder in der Europäischen Union und des Europäischen Wirtschaftsraumes bewertet. Aus dieser Bewertung ergeben sich die Länder, in denen man sein Geld bedenkenlos anlegen kann und in welchen Ländern ein erhöhtes Risiko bei der Festgeld-Anlage besteht.

Vorsicht ist bei Festgeld-Anlagen in Ländern mit einer anderen Währung als dem Euro geboten. Durch Wechselkursschwankungen ist es möglich, dass der Gegenwert der Einlagensicherung sinkt und dadurch Verluste entstehen. Einen solchen Fall haben wir momentan in Großbritannien. Die britische Einlagensicherung FSCS (Financial Services Compensation Scheme) entschädigt nicht in Euro, sondern maximal den Gegenwert von 85.000 britischen Pfund. Im November 2018 entsprach diese Summe schon nur noch 96.000 Euro. Im Zuge des Brexits könnte der Wechselkurs vom Pfund weiter sinken, sodass auch der Gegenwert der maximalen Entschädigung weiter sinken könnte. Das bedeutet nicht, dass dort keine Festgeld-Anlagen erfolgen sollten. Aber vorsichtshalber sollten diese den Wert von 80.000 Euro nicht überschreiten.

Festgeld-Anlagen in Ländern mit Fremdwährung

Wer im europäischen Ausland mit einer anderen Währung als dem Euro Geld fest anlegt, muss immer im Hinterkopf haben, dass sich Wechselkurse immer mal wieder ändern können. Dadurch kann es passieren, dass am Ende der Vertragslaufzeit weniger Geld ausgezahlt wird, als ursprünglich angelegt wurden. Aber umgekehrt ist es auch möglich, dass Anleger vom schwankenden Wechselkurs profitieren.

Versteuerung Zinserträge über dem Freibetrag

Es gibt steuerliche Unterschiede bei den Einlagen in Deutschland und den Einlagen in den anderen Ländern der EU gibt. Während hier in Deutschland eine Kapitalertragssteuer für Zinseinnahmen in Höhe von 25 % fällig wird, fallen in einigen Ländern der EU gar keine Steuern dafür an. In den anderen Ländern fallen Quellensteuern in unterschiedlicher Höhe an. Anleger müssen daher darauf achten, dass Sie bei Festgeld-Anlagen in diesen Ländern nicht doppelt Steuern zahlen – also in Deutschland die Kapitalertragssteuer und im Ausland die Quellensteuer. In den meisten Fällen muss dazu nur ein Steuerformular vom Anleger und seinem zuständigen Finanzamt ausgefüllt werden, damit die Quellensteuer komplett oder teilweise entfällt. Die zu entrichtende Kapitalertragssteuer mindert sich dann entsprechend. Zu viel gezahlten Steuerbeiträge können über die Steuererklärung bis zum 31. Juli des Folgejahres geltend gemacht werden.

Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die Länder, in denen eine Quellsteuer erhoben wird und wie weit diese reduziert werden kann.

EU-LandQuellensteuerReduzierte QuellensteuerAnrechenbar im Rahmen der Steuererklärung in Deutschland
Belgien30 %0 %0 %
Bulgarien10 %5 %5 %
Griechenland15 %10 %10 %
Irland37 %0 %0 %
Kroatien12 %0 %0 %
Lettland20 %10 %10 %
Litauen15 %10 %10 %
Österreich25 %0 %0 %
Polen19 %5 %5 %
Portugal28 %5 %5 %
Rumänien16 %3 %3 %
Slowakei19 %0 %0 %
Slowenien5 %5 %5 %
Spanien20 %0 %0 %
Tschechien15 %0 %0 %

»Tipp: Es werden nur Zinseinnahmen versteuert, die den Freibetrag von 801,00 Euro pro Person überschreiten. Es ist also ratsam, bei der Festgeld-Bank einen Freistellungsauftrag zu erteilen.

Fazit

Eine Festgeld-Anlage im europäischen Ausland kann durchaus Sinn machen und höhere Gewinne erzielen als in Deutschland. Allerdings ist bei Fremdwährungen zu beachten, dass die Wechselkurse schwanken. Dadurch besteht das Risiko von Kapitalverlusten. Außerdem kann eine geringe Wirtschaftskraft des Landes, in dem das Geld angelegt werden soll, ein erhöhtes Risiko darstellen. Deshalb ist es in jedem Fall notwendig, sich vorher über die Wirtschaftskraft zu informieren.

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*