Dispokredit ausgleichen – Welche Alternativen gibt es?

Dispokredite werden gern in Anspruch genommen, doch droht oft unbemerkt die Schuldenfalle. Welche Möglichkeiten es dann gibt, lesen Sie hier.

Mann mit leerer Brieftasche.
Ist der Dispokreditrahmen voll ausgeschöpft, geht bis zum nächsten Gehaltseingang nichts mehr. © vegefox.com / stock.adobe.com

Dass der Dispokredit Nutzern teuer zu stehen kommt, ist den meisten Menschen durchaus bewusst. Trotzdem nehmen viele Kontoinhaber ihn mit dem Gedanken in Anspruch, diesen alsbald wieder auszugleichen, sodass sich die Zinsbelastung in Grenzen hält. Gemäß einer repräsentativen Umfrage des Kreditportals smava befanden sich im ersten Monat des Jahres 2022 6,6 Millionen Deutsche im Dispo. Im Vergleich zum Januar 2021 beanspruchten somit 17 Prozent mehr Kontobesitzer die einfache Überziehungsmöglichkeit ihres Bankkontos. Oftmals klappt der Ausgleich jedoch nicht wie geplant und zögert sich deshalb deutlich heraus. Laut Stiftung Warentest fallen im Durchschnitt 9,51 Prozent Dispozinsen an – ehe man sich versieht, sitzt man in der Schuldenfalle.

In welcher Höhe wird der Dispo von Deutschen beansprucht?

Es gibt große Unterschiede beim Überziehungsbetrag, aktuell sind knapp 50 Prozent der deutschen Bundesbürger mit mehr als 1.500 Euro im Minus. Die genauen Zahlen stellen sich wie folgt dar:

  • bis zu 250 Euro: 16,8 Prozent
  • zwischen 251 und 500 Euro: 16,8 Prozent
  • zwischen 501 und 750 Euro: 4,2 Prozent
  • zwischen 751 und 1.000 Euro: 6,3 Prozent
  • zwischen 1.001 und 1.500 Euro: 6,3 Prozent
  • zwischen 1.501 und 2.000 Euro: 11,6 Prozent
  • über 2.000 Euro: 37,9 Prozent

Geldinstitute lassen sich mit einem Zinssatz von durchschnittlich knapp zehn Prozent die unkomplizierte und bequeme Möglichkeit, Geld kurzfristig sowie jederzeit verfügbar zu haben, teuer bezahlen. Grundsätzlich ist der Dispo ein hilfreiches Angebot, allerdings nur, wenn er für einen kurzen Zeitraum beansprucht wird – je länger man ihn nutzt, desto mehr Zinsen zahlt man. Problematisch ist oft, wenn überraschend eine weitere Ausgabe wie beispielsweise die Reparatur des Autos ansteht. Ist man bereits im Minus, rutschen Kontoinhaber weiter in den Dispo. Infolgedessen verzögert sich die Rückzahlung und es fallen noch mehr Überziehungszinsen an. Deshalb gilt: Der Dispokredit sollte schnellstmöglich abgelöst werden, gegebenenfalls durch die Aufnahme eines Ratenkredits.

Umschuldung durch Kreditaufnahme

Um von den hohen Zinsen beim Dispo wegzukommen, sind der Ratenkredit sowie das Annuitätendarlehen zwei interessante und vor allem deutlich günstigere Alternativen. Bei der möglichen Ersparnis handelt sich um keinen geringen Betrag: Tatsächlich liegen die Zinssätze für einen Kredit im Schnitt 41 Prozent unter den Überziehungszinsen. Darüber hinaus geht er mit folgenden Vorteilen einher:

  • die Laufzeit ist überschaubar,
  • Ratenhöhe ist individuell vereinbar, sodass Planungssicherheit gegeben ist,
  • ein Ratenkredit zwingt praktisch zum schrittweisen Abbau der Schulden,
  • im Gegensatz zum Dispo ist er von der Bank nicht kündbar.

Unterschied Annuitätendarlehen – Ratenkredit

Sowohl Raten- als auch Baukredite können als Annuitätendarlehen gestaltet sein. Seine Besonderheit ist: Es läuft die Rückzahlung bei einem Annuitätendarlehen in festen Raten ab. Die monatliche Bezahlung besteht aus einem Tilgungs- sowie einem Zinsanteil. Aufgrund der Tatsache, dass Letzterer im Laufe der Zeit sinkt, steigt entsprechend der Tilgungsanteil an. Finanzexperten weisen darauf hin, dass es in der derzeitigen Niedrigzinsphase durchaus lohnenswert ist, den Zins für ein Annuitätendarlehen langfristig festzuschreiben.

Beim Ratenkredit wird die Bruttokreditsumme über eine zuvor vertraglich vereinbarte, feste Laufzeit bei gleichbleibender Tilgungsleistung sukzessive abbezahlt. Sie besteht aus dem Kreditbetrag sowie sämtlichen Nebenkosten inklusive Zinsen. Der Hauptunterschied zum Annuitätendarlehen ist die lineare Tilgungshöhe. Auf die gleichbleibende Tilgungssumme entfällt gleichfalls ein Zinsanteil, der sich beim Ratenkredit auf die Tilgungsleistung berechnet. D.h., die Ratenbelastung ist anfangs wesentlich höher als gegen Ende der Kreditrückzahlung.

Bankmitarbeiter zahlt Geld aus.
Ratenkredit zur Ablösung der Disposchulden ist eine Möglichkeit, um finanziell wieder auf die Beine zu kommen. © Chris Hertzschuch / stock.adobe.com

Vorteilhafte Online-Kredite

Für die Kreditaufnahme gleich welcher Art, muss man sich nicht an seine Hausbank wenden. Es gibt zahlreiche Online-Anbieter, die in der Regel vergleichsweise günstige Zinssätze bereithalten. Direktbanken sind bekannt für ihre Schnelligkeit, sowohl im Bereich der Prüfung des Kreditantrages als auch der Auszahlung. Vorteilhaft ist außerdem, dass in kurzer Zeit nach der Eingabe von nur wenigen Details viele verschiedene Angebote auf einen Blick auf dem Bildschirm erscheinen. Sie lassen sich problemlos miteinander vergleichen, sodass potentielle Kreditnehmer einfach das für sie individuell passende Finanzprodukt herausfinden können.

Jede Kontoüberziehung sollte gut überlegt sein

Die Gefahr, durch den Dispo in die Schuldenfalle zu geraten, ist groß. Eine einmalige Überziehung für einen kurzen Zeitraum kann in der Regel noch gestemmt werden. Kommen jedoch immer mehr Ausgaben hinzu, die das Budget übersteigen, gerät man immer tiefer hinein. Wie bereits zuvor erwähnt, bewegen sich die Überziehungszinsen in einem hohen Bereich. Als extrem präsentieren sie sich, wenn sogar der Dispositionsrahmen überschritten wird. Sie können dann bis zu 16 Prozent betragen. Für alle Menschen, die den Dispokredit über längere Zeit nutzen, wird es immer schwerer, teilweise unmöglich, ihn zurückzuzahlen – und damit ist man bereits in der Schuldenspirale und die Zinsbelastung steigt stetig an.

Alternativen zum Abbau der Dispo-Schulden

Zunächst sollte man sich selbst fragen, worin die Ursachen für diese Schulden liegen. Erfahrungsgemäß sind es häufig viele kleinere Ausgaben, die sich im Laufe der Zeit summieren. Dies kann der Kauf eines Schnäppchens beim Shopping, ein Coffee-to-go hier und da oder auch ein spontanes Mittagessen in einem Restaurant sein. Tatsächlich unterschätzen viele Menschen diese geringen, nicht eingeplanten Ausgaben und verlieren so die Kontrolle darüber. Um von den Disposchulden loszukommen, muss man sich zunächst einen Überblick über die eigene Finanzkraft verschaffen, indem folgende Fragen beantwortet werden:

  • Wie hoch ist das monatliche verfügbare Einkommen?
  • Welche regelmäßigen Ausgaben, zum Beispiel für Miete, Strom und Co., habe ich?
  • Wie hoch ist der verbleibende Betrag für die weiteren Lebenshaltungskosten sowie für ungeplante Ausgaben?

Wer bereits in der Schuldenspirale festhängt, sollte in jedem Fall ein Haushaltsbuch führen. Auf diesem Weg lässt sich am besten herausfinden, wofür man das meiste Geld ausgibt und in welchen Bereichen Einsparungen möglich sind.

Erforderlich für den Abbau des Dispos: Verzicht, Disziplin, Durchhaltevermögen

Die beste Methode, um Disposchulden abzubauen, besteht darin, kein „unnötiges Geld“ mehr auszugeben – das bedeutet ganz klar Verzicht. Was verhältnismäßig einfach klingt, stellt jedoch eine große Herausforderung dar, zu deren Bewältigung Disziplin und Entschlossenheit dringend erforderlich sind. Für viele Verbraucher ist es hilfreich, wenn sie sich ein festes Ziel setzen. Dies kann ein Zeitrahmen von zwei oder auch mehr Monaten sein, an dessen Ende der komplette Dispoausgleich steht. Sparmethoden können unter anderem sein:

  • die exakte Planung der Höhe der monatlichen Ausgaben und des anvisierten Sparbetrages,
  • Vermeidung jeder nicht dringend benötigter Anschaffung,
  • die Kündigung von Abonnements sowie Dienstleistungen, die nicht zwingend erforderlich sind,
  • die Mitnahme von Nahrungsmitteln an den Arbeitsplatz, anstatt sich beim nächsten Bäcker oder Restaurant zu versorgen.

Weiterhin ist die bereits oben erwähnte Umschuldung in Form einer Kreditaufnahme eine gute Alternative.

Haushaltsbuch als Teil der Finanzplanung.
Eine detaillierte Finanzplanung und deren Einhaltung ist für den Schuldenabbau dringend erforderlich. © Osterland / stock.adobe.com

Hilfe suchen bei einer Schuldnerberatung

Die Überschuldung von Privathaushalten ist in den meisten Fällen ein schleichender Prozess. Neben Unachtsamkeit bei Geldausgaben sind häufig ein zu geringes Einkommen, Arbeitslosigkeit oder längere Krankheit der Auslöser. Auch die Trennung oder Scheidung von einem Partner oder das Scheitern der Selbstständigkeit führen teilweise zum Weg in die Schuldenfalle. Im Gegensatz zu „gewöhnlichen“ Schulden stellt die Überschuldung oft eine existenzbedrohende Notlage dar. Von der Bundesregierung wird ein Privathaushalt als überschuldet bewertet, wenn

„das Einkommen und das Vermögen der Betroffenen die fälligen Forderungen nicht mehr
abdecken. Und zwar auch dann nicht, wenn diese ihren Lebensstandard senken.“

Menschen, die sich nicht selbst aus der Schuldenfalle befreien können, sollten nicht zögern und eine seriöse sowie professionelle Schuldnerberatung in Anspruch nehmen. Ihre Aufgabe ist es, ihnen aus der Misere zu helfen, in diesem Fall, den Abbau der Schulden zu forcieren. Einige Institutionen bieten neben finanziellen Ratschlägen und Lösungen auch Betreuung im psychosozialen Bereich sowie eine rechtliche Beratung an.

Fast alle Gemeinden und Kommunen in Deutschland verfügen über eine staatliche Schuldnerberatung. Sie ist meist kostenlos, wodurch eine hohe Nachfrage besteht und lange Wartezeiten die Regel sind. Legen Verbraucher die Dringlichkeit für einen Termin dar, zum Beispiel wenn Wohnungsnot droht, erhält man meist auch kurzfristige Hilfe oder zumindest eine ausführliche telefonische Beratung.

Darüber hinaus gibt es viele Wohlfahrtsverbände und gemeinnützige Träger, die überschuldeten Menschen hilfreich zur Seite stehen. Nur selten verlangen sie für die ehrenamtliche Schuldnerberatung einen finanziellen Ausgleich. Auch bei ihnen müssen Verbraucher häufig Geduld aufbringen. Des Weiteren kann man sich an einen Rechtsanwalt wenden, der sich auf das Thema Überschuldung oder Insolvenzrecht spezialisiert hat. Der Nachteil ist, dass er nicht umsonst arbeitet, was bedeutet, weitere Ausgaben fallen an. Pressiert es jedoch, stellt das Aufsuchen eines Anwaltes eine gute Alternative dar.

Wer völlig mittellos ist, hat die Möglichkeit, beim zuständigen Amtsgericht einen Beratungshilfeschein für einen sogenannten Einigungsversuch gemäß § 305 Insolvenzordnung (InsO) zu beantragen. Wird er bewilligt, trägt der Antragsteller ausschließlich eine Gebühr in Höhe von 15 Euro und keine Rechtsanwaltskosten.

Seriosität der Schuldnerberatung überprüfen

Die Auswahl einer Schuldnerberatung sollte in jedem Fall sorgfältig vorgenommen werden. Denn diese Bezeichnung ist nicht gesetzlich geschützt, sodass sich hin und wieder schwarze Schafe unter die zuverlässigen Berater mischen. Besteht Unsicherheit über die Seriosität, schaut man am besten im Internet nach Informationen und Erfahrungsberichten um. Eine Nachfrage bei der Verbraucherzentrale ist gleichfalls hilfreich. Zum Nachweis, dass die aufgesuchte Schuldnerberatungsstelle im Sinne von § 305 InsO anerkannt ist, sollte man sich die entsprechende Bescheinigung vorlegen lassen.

Ein gutes Zeichen dafür, dass man die richtige Wahl getroffen hat, ist die transparente Darstellung aller Kosten, die auf einen zukommen können. Jeder seriöse Schuldnerberater wird diese im Zuge der Beauftragung unverzüglich vornehmen. Er sollte eine leicht verständliche Aufklärung bieten, und zwar vor dem Vertragsabschluss. Zur Sicherheit fragt man am besten genau nach, welche Leistungen Kosten nach sich ziehen und wie hoch sie sein werden. Berater, die Hilfesuchende drängen und keine Bedenkzeit einräumen, sollte man vermeiden.

Fazit

Tatsache ist: Der Schuldenabbau funktioniert nicht über Nacht. Auch mit der Unterstützung einer entsprechenden Institution muss man sich auf einen langen Weg bis zur Schuldenfreiheit einstellen. Wichtig ist, sich zuerst auf die Abzahlung des Dispokredits zu konzentrieren, denn die extrem hohen Zinsen vergrößern stetig und in hohem Maß die finanzielle Last. Auch wenn die Kreditaufnahme zunächst eine neue Verschuldung darstellt, sollte man nicht vergessen, dass mit ihr der teure Dispo ausgeglichen werden kann. Ab diesem Zeitpunkt sind fest vereinbarte, monatliche Raten fällig, der beinhaltete Zinsanteil liegt deutlich niedriger als bei der Kontoüberziehung.