Die Zahl der Baugenehmigungen stieg in den ersten zehn Monaten 2016 stark an

Trotz verschärfter Bonitätsanforderungen in der neuen EU-Wohnimmobilienkreditrichtlinie, haben die niedrigen Leitzinsen der EZB in diesem Jahr einen noch stärkeren Bau-Boom ausgelöst.

zahl der baugenehmigungen 2016
In den ersten zehn Monaten des Jahres 2016 stieg die Zahl der Baugenehmigungen deutlich an. / © Kings Access – stock.adobe.com

Der Wohnungsmarkt in Deutschland bietet derzeit ein sehr uneinheitliches Bild: Die Zahl der Baugenehmigungen steigt rasant an, wie das Statistische Bundesamt in seinen regelmäßigen Zahlenwerken berichtet.

Dies ist deshalb erstaunlich, weil vor kurzem die neue EU Wohnimmobilienkreditlinie umgesetzt worden ist, die die Kreditvergabe teilweise erheblich erschwert!
In einigen Regionen berichten die lokalen Medien (wie in der Stadt Geldern) zwar von einer gesunkenen Neubauaktivität, allerdings sind die Gesamtzahlen für Deutschland beeindruckend.

Der Wohnungsbau-Boom setzte sich in den ersten zehn Monaten 2016 fort

Unsere Redaktion hat die aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes für die ersten zehn Monate des Jahres 2016 und 2015 einmal miteinander verglichen (Quelle der Rohdaten: destatis.de).

Zeitraum Baugenehmigungen Steigerung
01/2015 – 10/2015 214.760
01/2016 – 10/2016 259.432 + 20,8%

Von Januar 2016 bis Oktober 2016 wurden 259.432 Baugenehmigungen für Wohnungen erteilt, was gegenüber dem Vorjahr einer um 44.672 erhöhten Bautätigkeit entsprach. Die durchschnittliche Wohnfläche veränderte sich dabei kaum und sank nur leicht von 106,69 auf 99,85 Quadratmeter pro Wohnung. Damit ist der Wohnungsbau-Boom ungebrochen, trifft allerdings auf erhebliche Veränderungen an der Finanzierungsfront.

Zinstief und selbstbewusstes Vergleichen bilden ein solides Finanzierungsfundament

Häuslebauer konnten in den letzten Jahren erheblich von den gesunkenen Zinsen profitieren. Auf der einen Seite haben die Zentralbanken – wie die EZB – die Zinsen stetig gesenkt, um Investitionen und die Konjunktur nachhaltig anzukurbeln. Der Leitzins für Ausleihungen an Banken und Finanzinstitutionen wurde mehrfach gesenkt und erreichte am 16. März 2016 mit nur 0,25 % einen neuen Tiefststand (ecb.europa.eu).

Was für Sparerinnen und Sparer ärgerlich ist (wenig Zinsen für die Geldanlage) erleichtert die Immobilienfinanzierung erheblich. Die gesparten Zinsen können die neuen Eigentümer entweder in eine schnellere Rückzahlung oder mehr finanzielle Freiheit bzw. persönlichen Verbrauch investieren. Dazu kommt das zunehmende Selbstbewusstsein der Verbraucherinnen und Verbraucher, die bei der Geldanlage in Fonds und bei kleineren Krediten das Vergleichen gelernt haben. Inzwischen wird nicht mehr das allererste (und oft nicht ganz freundlich) kalkulierte Angebot der örtlichen Filialbank akzeptiert. Stattdessen vergleichen die Immobilienkäufer bei den renommierten Vergleichsportalen wie smava.de, die inzwischen so groß und beliebt geworden sind, dass sie auch der breiten Öffentlichkeit bekannt geworden sind. Diese haben sich von einem Geheimtipp per Mundpropaganda zu einer sprudelnden Quelle an Zinsersparnis entwickelt.

Bremsklotz EU? Erhöhte Bonitätsanforderungen aufgrund der neuen EU-Wohnimmobilienkreditrichtlinie

Bei der Finanzierung von Immobilien gibt es allerdings einen kleinen Wermutstropfen. In diesem Jahr wurde die sog. Wohnimmobilienkreditrichtlinie der EU umgesetzt, die die Beratungspflichten der Banken und Finanzierungspartner erheblich verändert und erweitert. So wie in vielen anderen Bereichen wird Kritik an der zunehmenden Bürokratie im Finanzsektor deutlich.

Der Hauptvorwurf lautet, dass manche Regelungen indirekt eine Art Altersdiskriminierung darstellen würden. Denn im Gegensatz zur früheren Kreditvergabe legen die neuen Richtlinien besonderen Wert darauf, dass die Immobilie rechtzeitig vor dem Eintritt in das Rentenalter abgezahlt sein wird. Es wird also die Tatsache weniger berücksichtigt, dass Sie als Immobilieneigentümer ja einen erheblichen Wert für die spätere Altersvorsorge erschaffen. Eine genaue Auswertung wie oft die Kreditvergabe erschwert gewesen ist oder wie viele Kredite aufgrund der Neuregelung abgelehnt werden mussten gibt es leider nicht.

Deshalb sind momentan auch noch keine verlässlichen Aussagen möglich, ob die Neuregelung ein Bremsklotz für die Kreditvergabe ist oder ob es im Wesentlichen um eine Bürokratisierung geht, die nur zu ein bisschen Mehraufwand führt.

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