Sind tief gefallene Kurse wirklich billige Kurse? – Börsenseminar | Teil 9

Börsenseminar | Teil 9:

Sind tief gefallene Kurse wirklich billige Kurse?

Ein Blick an die Börse kann sich lohnen! Eine Aktie, die schon einmal 100 Euro gekostet hat, muss bei 40 Euro spottbillig sein, oder? Das dachten sich bestimmt auch viele Anleger, als sie gegen Ende des Jahres 2000 Aktien der Deutschen Telekom gekauft bzw. nachgekauft haben. Trotzdem war der Boden längst nicht erreicht. Die Aktie verlor weiter rapide an Wert und der Kursverfall stoppte erst Mitte 2002 bei rund 8 Euro. Obwohl die Aktie bei 40 Euro bereits -62 % zum Höchstkurs von 105 Euro eingebüsst hatte, verlor das Papier weitere -80 %.

Dies zeigt, wie fatal die Orientierung an früheren Kursniveaus sogar bei renommierten Blue-Chips sein kann. ‚Die war schon mal bei 50 Euro‘ ist definitiv kein Kaufargument, auch wenn dieselbe Aktie nun beispielsweise bei 10 oder 20 Euro notiert. Leider hört man derartige Äußerungen vor allem von Privatanlegern sehr oft und fast genauso oft wird dabei ‚ins fallende Messer‘ gegriffen.

Wie hoch oder wie niedrig eine Aktie vor einiger Zeit einmal notierte, sollte also für die aktuelle Kaufentscheidung von sehr untergeordneter Bedeutung sein. In einigen Fällen, wenn eine Aktie in den letzten Tagen und Wochen schon ‚gut gelaufen‘ scheint, mag es klüger sein, vor dem Einstieg eine Konsolidierung abzuwarten. Doch in den meisten Fällen sollte man die vergangenen Kursniveaus bei der Beurteilung einer Aktie ganz außen vor lassen.
Leider beherzigen das sehr wenige Anleger. Viele hoffen und glauben immer noch ernsthaft, dass ihre ‚Depotleichen‘ aus Zeiten des Neuen Marktes irgendwann einmal ein grandioses Comeback feiern werden, so dass man vielleicht Plus-Minus-Null wieder aus der Sache herauskommt. Die Wahrscheinlichkeit, dass dies in absehbarer Zeit passieren wird, geht bei den meisten Mode-Aktien der Jahre 1999/2000 gegen Null. Oft haben sich diese Firmen nur durch zahlreiche Kapitalerhöhungen vorübergehend retten können, sodass mittlerweile auch noch eine starke Verwässerung des Aktienkapitals eingetreten ist.

Verkaufen Sie solche Aktien lieber, dann müssen Sie sich auch nicht mehr über die Verluste ärgern, wenn Sie ihr Depot betrachten. Vergessen Sie getrost den ‚Preisanker im Kopf‘ und kaufen Sie stattdessen Aktien die jetzt fundamental günstig erscheinen und deren Zeit jetzt kommen könnte.

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